Aktuelles
Am 25. September 2025 wurden die aktuellsten Daten des „Migrant Integration Policy Index“ veröffentlicht. Zwischen 2019 und 2023 verbesserten sich die Integrationspolitiken in der EU (ohne das Vereinigte Königreich) um nur 0,8 Punkte auf der MIPEX-Skala, was eine allgemeine Stagnation der Integrationspolitiken widerspiegelt.
Erhebliche äußere Belastungen wie der COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben den unverzichtbaren Beitrag von Migrant*innen deutlich gemacht, jedoch keine entsprechende Umstellung auf umfassendere und bedarfsgerechtere Integrationsrahmen in Europa bewirkt. Kritisiert werden auch die niedrigen Werte im Bereich der politischen Teilhabe von Migrant*innen, obwohl ein inklusives bürgerschaftliches Engagement ein Grundpfeiler kohäsiver und demokratischer Gesellschaften ist.
MIPEX (Migrant Integration Policy Index) versteht sich als Analyse- und Informationsquelle für die Bewertung, den Vergleich und die Verbesserung der Integrationspolitik in fünf Kontinenten. Daten werden regelmäßig aus allen EU-Mitgliedstaaten (27), sowie anderen Staaten aus 5 Kontinenten gesammelt.
Magnus Brunner, EU -Kommissar für Inneres und Migration, nennt MIPEX in einer Videobotschaft den „Gold-Standard“ das zuverlässigste Datentool für die Messung und den Vergleich von Integrationspolitik.
MIPEX misst Maßnahmen, die die Integration fördern. Acht Politikfelder werden behandelt: Arbeitsmarktmobilität, Familienzusammenführung, langfristige Aufenthaltsberechtigung, Zugang zur Staatsbürgerschaft, politische Beteiligung, Antidiskriminierung, Bildung und Gesundheit.
Österreich hat 47 von maximal 100 möglichen Punkten erreicht. Im Vergleich zu 2019 kam es zu einer minimalen Verbesserung (+1 Punkt). Die einzige Veränderung bei den MIPEX-Indikatoren gab es im Bereich Bildung, wo nun Bewertungen des staatlichen Sprachunterrichtslehrplans verfügbar sind und sich der Zugang von Migrant*innen zu Informationen über das Bildungssystem dank der Bereitstellung von Dolmetscherdiensten und Beratungsangeboten in den wichtigsten Migrantensprachen verbessert hat. Zusätzlich gab es in Österreich auch andere Verbesserungen, z. B. in Zusammenhang mit der "Rot-Weiß-Rot - Karte", höchstgerichtliche Entscheidungen zu Altersgrenzen im laufenden Verfahren. Diese hatten aber keine Auswirkungen auf den MIPEX-Skala, da nicht alle Migrant*innen betroffen waren, sondern nur einzelne, ganz spezielle Gruppen. Große Hindernisse bestehen weiterhin bei der Familienzusammenführung (36), dem Zugang zur Staatsbürgerschaft (13) und der politischen Teilhabe (20).
Insgesamt liegt Österreichs Integrationspolitik leicht unter dem EU-Durchschnitt (49), deutlich unter dem EU-14 Schnitt (63) und unter dem OECD-Durchschnitt (56). Die meisten Punkte erreichen Schweden (86), Finnland (85) und Portugal (81). Diese Staaten haben einen umfassenden Integrationsansatz.
Der Integrationsansatz Österreichs wird vom MIPEX als „vorübergehende Integration” eingestuft. Nicht-EU-Bürger*innen können zwar von Grundrechten und Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit profitieren, genießen jedoch keine langfristige Sicherheit, sich dauerhaft niederzulassen. Der Ansatz der „vorübergehenden Integration” Österreichs bestärkt die österreichische Öffentlichkeit darin, Einwandernde als „Ausländer*innen“ und nicht als gleichberechtigte Mitbürger*innen zu betrachten.
Als positive Integrationspolitiken in anderen EU-Staaten wurden insbesondere die eingeführten umfassenden Anti-Diskriminierungsgesetze in Spanien und die 2024 umgesetzten Erleichterungen bei der Einbürgerung in Deutschland (generelle Akzeptanz von Doppelstaatsbürgerschaft, Verkürzung der Wartezeit von acht auf fünf Jahre legalen Aufenthalts) hervorgehoben.
„In Ländern, die Hindernisse abgebaut haben – beispielsweise durch eine schnellere Anerkennung von Qualifikationen oder die Stärkung von Gleichstellungsstellen -, sehen wir konkrete Verbesserungen“, fügte Marianna Gorgerino, Mitautorin von MIPEX, hinzu. „Eine Verschärfung der Vorschriften zur Staatsbürgerschaft und Familienzusammenführung birgt jedoch die Gefahr, dass Menschen in einer Schwebelage gefangen bleiben und die langfristige Integration untergraben wird.“