Aktuelles
Deutschland hat in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich in Integration investiert, und diese Bemühungen scheinen sich gelohnt zu haben. Die Integrationsergebnisse sind in Deutschland im internationalen Vergleich in vielerlei Hinsicht günstig. Deutschland macht überdies sehr viel im Bereich der Anerkennung von aus dem Ausland mitgebrachten Qualifikationen. Dies stellt ein Bericht der OECD fest, der durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, und zugleich Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus, gefördert wurde.
Die Unterschiede bei den Lebensbedingungen sind häufig kleiner als in anderen Ländern, und die Erwerbstätigenquoten der Eingewanderten sind im internationalen Vergleich hoch. Außerdem sprechen nahezu zwei Drittel der Eingewanderten, die seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben, fließend Deutsch. Vor allem aber hat Deutschland erhebliche Fortschritte bei der Integration von in Deutschland geborenen Kindern eingewanderter Eltern ins Bildungssystem erzielt. Die schulischen Leistungen dieser Gruppe sind besser als in den meisten anderen Hauptzielländern und sie sind seit den frühen 2000er Jahren deutlich gestiegen.
Doch trotz der erzielten Fortschritte gibt es noch Herausforderungen. Der Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dadurch könnte das Bildungsgefälle verringert werden, insbesondere im Hinblick auf den hohen Anteil von Eingewanderten (18 %), die höchstens über Grundschulbildung verfügen. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe erreicht nach mindestens fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland kein mittleres Sprachniveau, was sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Gesellschaft mit großen Nachteilen verbunden ist.
Die Erwerbstätigenquoten der hochqualifizierten Eingewanderten sind viel höher, liegen aber deutlich unter den sehr hohen Erwerbstätigenquoten der im Inland Geborenen mit gleichem Bildungsniveau (80 % gegenüber 91 %). Der Abstand ist hier sogar wesentlich größer als unter den Geringqualifizierten. Dies ist zwar fast überall der Fall, das Beschäftigungsgefälle unter Personen mit Tertiärbildung ist in Deutschland jedoch größer als in den meisten anderen Hauptzielländern. Darüber hinaus geht ein Drittel der hochqualifizierten erwerbstätigen Eingewanderten einer Arbeit nach, die ihrem Qualifikationsniveau nicht entspricht. Dieser Anteil ist fast doppelt so hoch wie unter den im Inland Geborenen.
Die große Bedeutung, die in Deutschland formellen Befähigungsnachweisen beigemessen wird, erschwert Eingewanderten mit ausländischen Qualifikationen den Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten. In reglementierten Berufen sehen sich Migrant*innen, die ihre Qualifikationen im Ausland erworben haben, Einschränkungen bei der Berufsausübung gegenüber, wenn ihre Qualifikationen nicht anerkannt wurden. Aber selbst in nicht reglementierten Berufen werden ausländische Qualifikationen von den Arbeitgebern häufig nicht als gleichwertig akzeptiert.
Aufgrund ihrer erzwungenen Migration zählen Geflüchtete zu den vulnerabelsten Gruppen am Arbeitsmarkt, ihre Ergebnisse verbessern sich aber im Laufe der Zeit. Die Erwerbstätigenquoten von Geflüchteten sind in Deutschland zunächst sehr niedrig, steigen nach den ersten fünf Jahren aber stark.
In Deutschland sind hochqualifizierte Geflüchtete bei der Suche nach einer ihren Qualifikationen entsprechenden Beschäftigung mit mehr Hindernissen konfrontiert als in anderen Hauptzielländern. Weniger als drei von fünf Geflüchteten mit Hochschulabschluss sind erwerbstätig, und nahezu die Hälfte derjenigen, die erwerbstätig sind, sind in Positionen tätig, für die sie formal überqualifiziert sind. Dagegen ist die Erwerbstätigenquote von Geflüchteten mit niedrigem und mittlerem Bildungsniveau mit der von Geflüchteten in der EU insgesamt vergleichbar. Die formalen Qualifikationen der Geflüchteten werden zwar praktisch überall als nicht gleichwertig betrachtet, in Deutschland sind die Überqualifizierungsquoten jedoch besonders hoch.
OECD-Länderbericht zum Stand der Integration von Eingewanderten und deren Nachkommen in Deutschland, 4. Juli 2024